Die schlechte Rede: emotionslos, überladen und gerne schnell vergessen

Die Dos & Don’ts des Mundwerkers

Wer in der Geschäftswelt eine verantwortungsvolle Position innehat, kommt mit gewisser Regelmäßigkeit in die Verlegenheit, die Ideen des eigenen Unternehmens und die eigene Arbeit in einer Rede zu erklären. Nicht selten landen Sie dabei auf einem Kongress und dürfen vor Dutzenden Personen referieren. Für viele ist dies das Business-Äquivalent des Zahnarztbesuchs. Denn nur, weil Sie sich in Ihrem angestammten Geschäftsfeld darauf verstehen, Probleme zu lösen und Mitarbeiter zu organisieren, macht Sie das noch lange nicht zum idealen Sprecher.

Das Ergebnis kennt im Grunde jeder, der derartige Tagungen einmal besuchen durfte: Statt eines spannenden Vortrages bekommt man eine an Steifigkeit kaum zu überbietende Informationsveranstaltung, die allenfalls für schwere Augenlider, nicht aber für neues Wissen sorgt. Das Problem ist dabei in nahezu jedem Fall der Referierende, der sich hinter dem Rednerpult verschanzt und seine Mitschriften ohne Punkt und Komma herunterrattert. Das mag zeitlich effektiv sein, die Zuhörerschaft geht dabei aber leer aus.

Für die Rede professionell beraten und trotzdem auf dem Holzweg

Am Vorträger geht das zwangsläufig aufkeimende Desinteresse übrigens nicht vorbei, was die Situation letztlich für alle Beteiligten zu einem unangenehmen Erlebnis macht, welches man nicht wiederholen möchte. Deshalb ist es mittlerweile durchaus üblich, ein Vortrags- bzw. Rhetoriktraining zu absolvieren, um nicht nur inhaltliche Substanz bieten zu können. Grundsätzlich ist das natürlich eine gute Idee, weil schon die sachliche Auseinandersetzung mit dem Thema „Vortrag“ für mehr Sicherheit sorgt. Schließlich kann man sich auf diesem Weg von Profis den einen oder anderen Trick abschauen, um das Publikum bei seiner Rede zu fesseln.

Tatsächlich ist dieses Themenfeld mittlerweile derart professionalisiert, dass Trainer zum Teil über das Ziel hinausschießen und jedes noch so kleine Detail durchplanen, damit der Vortrag mit einer perfekt einstudierten Choreografie abgehalten werden kann. Wäre dies eine erfolgreiche Strategie, müsste man deshalb auf Kongressen nur noch Spitzenreferate zu hören bekommen. Unsere Erfahrung zeigt allerdings, dass dem nicht so ist. Und das aus gutem Grund: Wird jede einzelne Handbewegung, jeder Blick und selbst die Haltung genau kontrolliert, führt das vor allem zu extremer Steifheit, die bekanntermaßen der größte Feind einer spannenden Präsentation ist. Die lähmend wirkende Unsicherheit des Präsentators wird so durch ein Korsett aus Regeln ersetzt, das vermeintlich Halt gibt, tatsächlich aber jede Authentizität im Keim erstickt.

Rede-Tipps

  • Eigenen, authentischen Stil pflegen
  • Erst die Dramaturgie, dann das Drehbuch, dann die Inhalte festlegen
  • Tiefe statt Breite: hier ist weniger wirklich mehr. Nicht das Publikum in zu vielen Details verlieren
  • Anpassen der Sprache an das Auffassungsvermögen des Publikums
  • Bild- und metaphernreiche Sprache benutzen statt Fachchinesisch sprechen
  • Übung, Übung und nochmals Übung

Authentizität schlägt Gestik-Baukasten

Dass genau diese der Kern eines guten Vortrags ist, wurde von Präsentationsprofis in der Vergangenheit immer wieder unter Beweis gestellt. Ein hervorragendes Beispiel dafür ist Apple-Gründer Steve Jobs, dessen Art, neue Produkte zu präsentieren, maßgeblich zum heutigen Erfolg des Unternehmens beigetragen hat. Jobs‘ Geheimnis war es, seine eigene Begeisterung für das Produkt auf das Publikum zu übertragen (Emotio vor Ratio).

Nun ist es nicht unbedingt einfach oder gar passend, einen Quartalsbericht mit überschwänglicher Leidenschaft vorzutragen, am Grundrezept ändert das aber nichts. Erst wenn eine Präsentation auf emotionaler Ebene stimmig ist, können die Fakten erfolgreich an die Zuhörer ihrer Rede vermittelt werden. Deshalb sollten Sie sich in erster Linie klar darüber werden, wie Sie auf andere wirken und mit welchen Mitteln Sie überzeugende Redearbeit leisten können. Steht dieses Konzept, macht es Sinn, diese individuelle Präsentationstechnik zu üben, bis sie verinnerlicht ist. Erst, wenn so eine gewisse Sicherheit gewonnen wurde, ist es Zeit, der Präsentation den inhaltlichen Feinschliff zu geben.

Eine gute Geschichte ist die halbe Miete

Und auch hier konnten wir in den vergangenen Jahren immer wieder Fehler beobachten. Vortragende, die ihre Präsentation bis ins letzte Detail auswalzen und mit Fachbegriffen spicken, können damit zwar zeigen, dass sie sich intensiv mit dem Thema befasst haben, verschrecken damit aber die Zuhörerschaft. Wenn Sie Ihre Präsentation verfassen, müssen Sie Sprache und Inhalt an das Niveau des Publikums anpassen. Eines gilt dabei unabhängig davon, ob Sie vor interessierten Laien, Kollegen oder ausgewiesenen Experten stehen: Kurze, prägnante Formulierungen sind Trumpf und machen Ihren Vortrag für beide Seiten nicht zu einem dem Zahnarztbesuch ähnlichen Erlebnis! Hat der Zuhörer am Ende eines Satzes vergessen, um was es am Anfang ging, haben Sie ihn mit großer Wahrscheinlichkeit verloren.