Visualisierung: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte

,

oder: Wann ist Kommunikation wirklich kreativ?

„Und täglich grüßt das Murmeltier“ – oft auch im Unternehmensalltag. Die Rede ist in diesem Fall von echter Langeweile, die sich bei Präsentationen oder Team-Events recht nachhaltig verbreitet. Komplementär dazu ist oft die Enttäuschung derjenigen, die für ihr Auditorium doch eigentlich „perfekt visualisierte“ Inhalte vorbereitet hatten. Ihre Lektion haben Moderatoren, Präsentierende und auch Trainer seit langem ebenso perfekt gelernt.

Die grundlegenden Glaubenssätze vieler Kommunikations- und Visualisierungstrainings lauten:

  • Verbaler Frontalunterricht ist „out“!
  • Auf eine komplexe und möglichst eindrucksvolle Visualisierung kommt es an!
  • Idealerweise ergibt sich daraus Interaktivität, deren Informationsgehalt der Vortragende bündeln kann und muss.
  • Das Instrumentarium dafür besteht in einem Basis-Input durch eine PowerPoint-Präsentation sowie einer Gruppendiskussion, deren Inhalte auf Flipcharts und/oder Kärtchen festgehalten werden.
  • Durch die Kombination von Visualisierung und Interaktivität lassen sich Kommunikations- und Lernprozesse „offenhalten“ und in ihrer „Ergebnisorientierung“ trotzdem steuern.

Das Resultat: Viele Teilnehmer an solchen Runden haben gegen diese Methodik fast schon Phobien entwickelt. Daran, dass nicht jede „klassische Präsentation“ wirklich spannend ist, haben sie sich „on the Job“ seit langer Zeit gewöhnt. Gruppendiskussionen, Flipcharts und die „Kärtchenschlacht“ betrachten sie dagegen als uneffektive Zeitverschwendung.

„Flow der Kommunikation“ – was ist bloß schiefgelaufen?

Aus Sicht des Moderators/Trainers in vielen Fällen gar nichts. Bei näherer Betrachtung kristallisieren sich jedoch meist zwei typische Szenarien heraus. Entweder liegt der Fokus trotz des (eigentlich) interaktiven Anspruchs auf einer frontalen Wissensvermittlung mit anschließender „faktenbasierter“ Diskussion. Wer 80+ tolle Folien mit komplexen Inhalten präsentiert und an sein Auditorium zusätzlich ein Hochglanz-Booklet mit den Essentials verteilt, kann nicht wirklich irren, sondern präsentiert damit einen hohen inhaltlichen Anspruch. Als Gegenpol fokussiert sich der Moderator auf die – von ihm antizipierte – interaktive Seite. Die Flipcharts für die Diskussion hat er im Vorfeld akribisch vorbereitet und hofft jetzt, dass sich aus der Vorlage ein „Flow der Kommunikation“ entwickelt. Zu Aufmerksamkeit oder einer offenen Diskussion führen in der Praxis aber oft beide Konzepte nicht.

contrastwerkstatt – stock.adobe.com

Übervisualisierung und fehlende Interaktivität

Das Problem: Beiden (Extrem-) Szenarien liegen Übervisualisierungen zugrunde. Interaktivität ist dagegen nur dann erlaubt, wenn sie unmittelbar auf bereits vorgegebenen Zielen und Gesprächs-/Gedanken-/Argumentationsverläufen aufbaut. Im ersten Fall wird der Rahmen des „konventionellen Präsentierens“ vom Grundsatz her nicht überschritten. Im zweiten Szenario gibt es verschiedene Fehlerquellen:

  • Die Visualisierung durch Flipchart & Co. steht absolut im Fokus und bildet keine vernünftige Relation zur inhaltlichen Seite der Diskussion mehr ab.
  • Das Ziel des Events/der Kommunikation ist entweder zu eng oder überhaupt nicht definiert.
  • Der Moderator/Trainer arbeitet zwar mit Charts, visualisiert damit jedoch nicht wirklich, sondern arbeitet de facto fast ausschließlich textbasiert.
  • Die vorbereiteten „schönen Charts“ lassen den Diskussionsteilnehmern keinen Raum für Spontaneität, eigene Kreativität sowie echte Interaktionen.
  • Durch die Arbeit mit den Charts stellt sich vor allem der Vortragende selbst in den Fokus und verbleibt damit in der „frontalen Perspektive“.

Kreative Kommunikation – zielgerichtet, interaktiv und wirklich auf Augenhöhe

Wir meinen: Dynamische Kommunikation „ohne Grenzen“ – oder mit zu eng gefassten Grenzen – funktioniert nicht. Eine „richtige“, also aktivierende und gleichzeitig effektive Balance dafür zu finden, bedarf einer zielgerichteten Visualisierung, die Inhalte in wenigen prägnanten Bildern transportiert und damit Ziel und Richtung der Diskussion „im Groben“ vorgibt und im „Flow der Kommunikation“ weiter präzisiert. Um kreative Kommunikation handelt es sich immer dann, wenn die Gruppe das Arbeitsergebnis – und die Bilder/Visualisierungen dafür – in einem gemeinsamen Prozess entwickelt, in den jeder Teilnehmer seine persönlichen Gedanken einbringt. „Schöne Charts“ sind dafür nicht entscheidend, wohl aber die Bereitschaft, sich auf gruppendynamische Prozesse und eine wirklich interaktive Kommunikation auf Augenhöhe einzulassen. Der persönliche Performance-Aspekt dabei ist sowohl eine Paradigmen- wie auch eine Übungsfrage.

Visualisierungstipps:

  • Reduktion des Inhalts auf wenige, aber durchgängige und prägnante Grafiken
  • Dynamische Skizzen, durch die Gruppe erarbeitet oder mindestens erfragt, so dass alle Teilnehmer der Diskussion einen Anteil am Ergebnis haben
  • Statt „schöner“ Charts und Folien: Eine zügige und klare Arbeitsweise mit definierten Zielen und genügend Raum für Kreativität, spontane Gedankengänge und deren visuelle Umsetzung in Bilder, die für einen inhaltlichen Konsens der Gruppe stehen
  • Echtes Verlassen der „frontalen Perspektive“ hin zu einer Kommunikation auf Augenhöhe

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar