Wie sinnvoll ist die Frauenquote?

Führen Frauen wirklich anders oder besser?

Managerinnen wie Marissa Meyer benötigen mit Sicherheit keine Frauenquote, um an die Macht zu kommen. Als die ehemalige Google-Managerin 2012 auf den CEO-Posten des angeschlagenen Internet-Riesen Yahoo berufen wurde, wurde Meyer endgültig zum Glamour-Girl der Branche – und erwies sich bald als ebenso status-, macht- und publicitybewusst wie ihre männlichen Kollegen in der Chefetage. Inzwischen ist ihr Glamour etwas fahl geworden: Marissa Meyers autoritärer und im Kern längst überlebter Führungsstil sorgte unternehmensintern und in den Medien für Gegenwind. Auch die gerade vorgelegten Zahlen für das vierte Quartal 2013 sprechen nach ihren anfänglichen Erfolgen für Entzauberung – Mayer selbst räumt inzwischen ein, dass es wohl mehrere Jahre dauern würde, bis Yahoo wieder „wirklich glücklich“ werde. Was also ist frauenspezifisch an Marissa Meyers Führungsstil? Und was würde den Unternehmen eine Frauenquote bringen?

Die Frauenquote hilft nicht gegen Vorurteile

Zunächst zur Frauenquote: Für viele weniger durchsetzungsstarke Frauen als Marissa Meyer ist die „gläserne Decke“ ein fast unüberwindliches Hindernis auf dem Weg nach oben. Laut einer internationalen Studie in 29 europäischen Ländern bilden Deutschland und die Niederlande mit einem Frauenanteil von 20 respektive 19 Prozent auf echten Führungspositionen das absolute Schlusslicht. Der Ruf nach der Frauenquote erscheint vor diesem Hintergrund zumindest auf den ersten Blick verständlich. Experten aus Politik und Wirtschaft wollten damit ihren ‚Goodwill‘ zeigen.

Die Gründe für den Mangel an Frauen in den Chefetagen sind komplex und durch eine Frauenquote nicht zu lösen. Wer vor allem darauf oder auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie abstellt, greift hier auf jeden Fall zu kurz. Verschiedene Studien zeigen, dass Frauen einerseits mehr leisten müssen als ihre männlichen Kollegen, um Beförderungen zu erreichen, sich andererseits bei den Verhandlungen darüber auch selbst in die Defensive manövrieren. Sowohl bei den Frauen selbst als auch bei den Personalentscheidern wirken veraltete Frauenbilder fort. Eine Erhebung der Personalberatung Intersearch Executive Consultants förderte im April 2013 zutage, dass Managerinnen als diplomatisch, diszipliniert und kommunikativ gesehen werden. Vor allem männliche Befragte schrieben ihnen auch Eigenschaften wie Sensibilität oder Emotionalität zu. Manager gelten in der Öffentlichkeit dagegen als autoritär, statusorientiert, durchsetzungsstark und machtbewusst. Selbst ein Star wie Marissa Mayer hat mit Klischees zu kämpfen: Weder ihr vielzitiertes Lächeln noch ihre Härte wären den Medien bei einem Mann auch nur eine Zeile wert.

Frauen und Jungmanager sind an Führungspositionen nur mäßig interessiert

Das dritte ‚Manager Barometer‘ der Personalberatung Odgers Berndtson macht andere Gründe aus, warum es nur eine Minderheit von Frauen in die Chefetage schafft. Für die Studie wurden knapp 1.200 Manager zu ihrer Einsatzbereitschaft, ihren Karrieremotiven sowie ihren Entwicklungsperspektiven befragt. Das Ergebnis: Status, Macht und Geld verlieren als Motivationsinstrumente immer stärker an Bedeutung. Dagegen gaben 62 respektive 59 Prozent der Führungskräfte an, dass Selbstverwirklichung sowie die Freude an der Führungsaufgabe sie am meisten motivieren. 46 Prozent gaben interessante Arbeitsinhalte als Motivationsfaktoren an. Vor allem Jungmanager und Frauen sind immer weniger dazu bereit, eine Führungsposition zu übernehmen. Zwar waren fast 90 Prozent der Befragten bereit, in ihre Karriereplanung Zeit und Energie zu investieren, gleichzeitig wünschen sie sich geschlechtsunabhängig jedoch kürzere Arbeitszeiten, flexible Arbeitsmodelle sowie die Möglichkeit zur Heimarbeit.

Chancengerechtigkeit für beide Geschlechter und Förderung von Leadership

Aus unserer Sicht ist die Studie von Odgers Berndtson ein deutlicher Beleg dafür, dass eine Frauenquote gar nicht funktionieren kann. Wenn Menschen durch Quotenregelungen auf Positionen kommen, die sie gar nicht wollen, werden sie dort sehr wahrscheinlich keine exzellente Leistung bringen. Im Umkehrschluss gilt, dass Menschen, die nur aufgrund ihres Geschlechts die gewünschte Position nicht bekommen, ihre Arbeit künftig schlechter machen werden. Zu Frustrationen führen beide Fälle. Abgesehen davon, wie sich Quotenfrauen tatsächlich fühlen, käme durch eine Frauenquote auch ein negativer Lernprozess in Gang: Frauen lernen, dass sie möglicherweise trotz geringerer Leistung befördert werden – Männer, dass ihnen durch die Quote ihre Leistung nicht mehr in vollem Umfang nützt.

Eine Lösung kann nur darin bestehen, sowohl Frauen als auch Männern die gleichen ‚Zugangsberechtigungen‘ zu allen Jobs und selbstverständlich auch zu allen Hierarchieebenen in einem Unternehmen zu geben. Voraussetzung dafür ist, eine Denkweise zu etablieren, die Vorurteile gegenüber Frauen in Führungspositionen abbaut und zwischen Männern und Frauen grundsätzlich für Chancengleichheit sorgt. Im Gegenzug müssen beide Geschlechter, sofern individuell gewünscht, ihr Potential für Leadership respektive ihre persönliche Identität als Führungskraft entwickeln. Für Beförderungen sollte jedoch nur die Leistung als Führungskraft ausschlaggebend sein.

Fazit:

  • Sorgen Sie in Ihrem Unternehmen für Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern.
  • Unterstützen Sie Ihre Managerinnen und Manager dabei, ihre Identität als Führungskraft zu finden. Fördern Sie talentierte Mitarbeiter unabhängig von ihrem Geschlecht durch das Übertragen von Verantwortung und entsprechende Projekte.
  • Das einzige Aufstiegskriterium besteht in der individuellen Leistung. Chancengerechtigkeit ist nicht identisch mit Gleichmacherei.

Quellen:
http://www.wiwo.de/erfolg/management/manager-barometer-2013-frauen-und-jungmanager-wollen-nicht-chef-sein/9226594.html
http://www.harvardbusinessmanager.de/heft/artikel/karriereklischees-behindern-den-aufstieg-der-frauen-a-922637.html
http://www.wiwo.de/erfolg/beruf/karriere-wie-frauen-nach-oben-kommen/8274584.html
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/marissa-mayer-yahoos-quartalsbilanz-entzaubert-vorstandschefin-a-946097.html