Wirtschaftsprüfungsgesellschaften

oder: Schuster, bleib bei deinen Leisten

Vielleicht erinnern Sie sich noch an den Fall der Hypo Real Estate (HRE), der Ende 2011 ein extrem negatives Licht auf die Praxis der Wirtschaftsprüfungsgesellschaften warf? PriceWaterhouseCoopers (PwC) hatte einen Buchungsfehler in Höhe von 55,5 Milliarden Euro übersehen. Besonders pikant daran: Als Folge der Finanzkrise war die HRE im Jahr 2009 verstaatlicht worden, hundertprozentiger Eigentümer ist der Finanzmarktstabilisierungsfonds des Bundes. Aus Sicht der Bundesbank hätten die Wirtschaftsprüfer den milliardenschweren Bilanzierungsfehler bereits im Frühjahr 2011 erkennen können, der auch die deutschen Staatsschulden zeitweise spürbar in die Höhe trieb.

Der Hintergrund: Im Herbst 2010 hatte die HRE ihre faulen Wertpapiere auf die FMS Wertmanagement, die größte „Bad Bank“ respektive Abwicklungsinstitution in Deutschland, übertragen. Diese entdeckte Ende September 2011, dass sie versehentlich Bargeldsicherheiten für Derivat-Geschäfte nicht saldiert hatte, sondern stattdessen aufaddierte. Die Ursachen dafür lagen unter anderem in der komplizierten Struktur der HRE, die das Portfolio der FMS verwaltete und einen größeren Teil davon bei ihren zwei Dubliner Tochtergesellschaften (Depfa ACS und Depfa plc) deponierte. Ein von der HRE beauftragtes externes Buchführungsunternehmen hatte versäumt, die Transaktionen beider Töchter zu bilanzieren, sondern dabei nur die Depfa plc im Blick. Die Wirtschaftsprüfer von PwC hatten diesen Sachverhalt schlicht übersehen. Die Untersuchungen der Bundesbank wiesen aus, dass es tatsächlich um einen Bilanzierungsirrtum und nicht etwa um Bilanzkosmetik ging.

Wirtschaftsprüfungsgesellschaften – mangelnde Unabhängigkeit durch Beratungs-Service

Die EU-Kommission nahm Ende letzten Jahres eine aus ihrer Sicht grundsätzlich zweifelhafte Praxis der Wirtschaftsprüfungsgesellschaften ins Visier. Insbesondere die vier Branchen-Riesen – Deloitte, Ernst & Young, KPMG und PwC – engagieren sich seit längerem wieder verstärkt in der Beratung. Die europäischen Regulationsbehörden wollen – ebenso wie vorher schon die USA – die beiden Geschäftsfelder jedoch so strikt wie möglich trennen, da sie als Folge eine mangelnde Unabhängigkeit der Wirtschaftsprüfungsgesellschaften befürchten.

Noch vor einem Jahrzehnt dominierte der entgegengesetzte Trend. Im Nachgang zu den Insolvenzen des US-amerikanischen Energiekonzerns Enron und der Unternehmensberatung Arthur Andersen trennten sich fast alle großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften von ihren Beratungs-Sparten: Andersen, damals die Nummer Fünf der Branche, hatte nicht nur Bilanzfälschungen von Enron übersehen, sondern außerdem Akten vernichtet. Arthur Andersen war für Enron sowohl als Wirtschaftsprüfer als auch als Berater tätig, die jeweiligen Etats betrugen zuletzt 25 respektive 27 Millionen US-Dollar. Die US-amerikanischen Regulationsbehörden leiteten aus der Enron-Pleite die Notwendigkeit ab, Wirtschaftsprüfung und Beratung möglichst strikt zu trennen.

Strategieberatung – die lukrativere Branche

Inzwischen betrachten die Wirtschaftsprüfungsgesellschaften Beratung erneut als ihr Revier. Die „großen Vier“ der Wirtschaftsprüfer verdienten 2013 zwischen 5,8 Milliarden (Ernst & Young) und 10,4 Milliarden US-Dollar mit Beratung. Zum Vergleich: Die Umsätze der weltweit größten Strategieberater – McKinsey, Boston Consulting oder Bain – erwirtschafteten im Jahr 2011 zwischen 2,1 und 5,1 Milliarden US-Dollar Umsatz. Hinzu kommt, dass sich die Wirtschaftsprüfungsgesellschaften immer stärker um eine Übernahme von Strategieberatungsfirmen bemühen. Zudem sind die Umsätze – und vermutlich auch die Margen – der Wirtschaftsprüfungsgesellschaften im Beratungs-Business höher als in ihrem eigentlichen Kerngeschäft.

Unsere Alternative: Unternehmensentwicklungsberatung

Und worin besteht die Konsequenz für Kunden – sowohl im Hinblick auf die Wirtschaftsprüfung als auch auf die strategische Beratung? Aus unserer Sicht bieten beratende Wirtschaftsprüfungsgesellschaften von jedem etwas – was mindestens auf lange Sicht nicht wirklich zusammenpasst. Allerdings stößt auch die konventionelle Strategieberatung aus unserer Sicht immer mehr an ihre Grenzen. Die Stärken von McKinsey & Co. liegen in der betriebswirtschaftlichen Optimierung von Prozessen, die menschlichen Ressourcen oder auch die Vision eines Unternehmens sind dabei allenfalls ein marginaler Faktor. Zudem wird unternehmensinternes Wissen dabei in hohem Maße outgesourct.

Die Dr. Thorsten Bosch AG definiert mit ihrem Konzept der Unternehmensentwicklungsberatung demgegenüber die Grundlagen einer völlig neuen Branche. Der Beratungs-Service führt Prozessoptimierung, Human Ressources und Change Management unter einem strategischen Aspekt zusammen. Das wichtigste Ziel einer Unternehmensentwicklungsberatung besteht darin, in Ihrem Unternehmen starke Mitarbeiter aufzubauen, die Change-Prozesse eigenverantwortlich steuern können. Dabei geht es sowohl um Ihre Autonomie als auch um Strategie und Transparenz: Die Verantwortung für Change – und damit die Regie aller damit verbundenen Prozesse – verbleibt dabei grundsätzlich beim Kunden. Schließlich geht es nicht darum, denKunden in die Abhängigkeit von der Beratung zu verführen.

Praxistipps:

  • Prüfen Sie vor der Entscheidung für eine Beratungsleistung, was Sie für Ihr Unternehmen wirklich brauchen.
  • Wirtschaftsprüfungsgesellschaften verfügen über Zahlenwissen respektive die Expertise für eine fachgerechte Bilanzierung. Natürlich können sie damit Schwachstellen in einzelnen Unternehmensteilen identifizieren, die zugrunde liegende Prozesse haben sie damit jedoch selten im Blick.
  • Strategieberatungen fokussieren sich auf die strategische Optimierung von Prozessen unter betriebswirtschaftlichem Aspekt. Menschliche Faktoren sowie Visionen für Ihr Unternehmen spielen dabei nur eine marginale Rolle.
  • Unternehmensentwicklungsberatung gibt Ihnen durch eine prozess- und unternehmensfokussierte Beratung gegenüber der konventionellen Beratung Ihre Autonomie zurück. In ihrem – und damit in unserem Fokus – steht die komplexe und konkrete Steuerung von Change-Prozessen.

Quellen:

http://www.nzz.ch/wirtschaft/wirtschaftspolitik/die-pruefer-wollen-mehr-denn-je-auch-beraten-1.18206757
http://www.stern.de/wirtschaft/news/55-milliarden-fehler-bei-der-hre-waren-die-wirtschaftspruefer-schuld-1754169.html
http://de.wikipedia.org/wiki/FMS_Wertmanagement