Resilienz – nie gehört? Begriffsabgrenzungen rund um’s Thema Stress

Ein Gastbeitrag:
Resilienz, was ist das denn?

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Viele reden drüber und vor allem durcheinander: Stress

Resilienz wird als Widerstandsfähigkeit definiert und beschreibt die Toleranz gegenüber Störungen bzw. Stressoren. Es geht um den persönlichen Ausgleich von unangenehmen oder negativen Einflüssen, mit dem Ziel, das ‚System Mensch’ in seiner Funktion aufrechtzuerhalten.

Es ist also wie beim ‚Stehauf-Männchen’, welches sich immer wieder aufrichtet, wenn es umfällt oder umgeworfen wurde. Auch ein Luftballon – wenn er nicht prall gefüllt ist, beult sich bei Widerstand an einer Stelle ein und gleicht es an anderer Stelle aus. Ob der Luftballon diese Veränderung toleriert, hängt vom Grad der Füllung und von der Dicke bzw. Elastizität der Hülle ab. Manche Menschen haben ein sogenanntes „dickes Fell“ und reagieren gelassen auf Störungen – andere wirft es fast aus der Bahn.

Resilienz ist also nicht zu verwechseln mit Stressabbau. Letzteres ist nötig, um den schon ‚eingedrungen’ Stress wieder auszuscheiden. Stressabbau kann sehr unterschiedlich erfolgen, bspw. durch Sport, Gespräche mit vertrauten Menschen oder – im negativen Fall – durch Alkohol-/Drogenmissbrauch.

Resilienz ist trainierbar

Resilienztraining ein hilfreiches Instrument zur Stressprävention und zur Vermeidung vom Totalausfall des wunderbaren Systems „Mensch“.

Auf der Agenda eines solchen Trainings stehen Themen wie die persönliche Lebenseinstellung, die Akzeptanz der unangenehmen Situation und die Lösungsorientierung „Was kann ich dafür aktiv tun?“.

Stressreduktion

Im Gegensatz zu Resilienz (und auch Stressabbau), wo es um den Umgang, die Einstellung und innere Haltung zu störenden Einflüssen geht, ist bei der Stressreduktion das Ziel, die äußeren Stressfaktoren als solche zu minimieren.

Der sinnfälligste Weg kann die Vermeidung von stressbehafteten Situationen sein. Leider wird das Thema Stress allzu oft auf diesen Aspekt der Stressvermeidung reduziert – auch seitens der Bundesregierung mit der Anti-Stress-Verordnung (vgl. http://wirkt.de/die-anti-stress-verordnung/). Es ist aber eine Illusion, Stress immer nur durch Ausweichbewegungen zu begegnen. Als ob wir dies immer steuern könnten. Wer bekommt das in unserer ‚Speed-Gesellschaft’ schon hin?

Was Zeit benötigt, auf Dauer aber deutlich effizienter ist, ist die Stressbewältigung. Hier geht es darum, Mittel, Prozesse, Verfahren, etc. zu beherrschen, um die Stress verursachende Situation sicher handhaben zu können. Stress resultiert nämlich vielfach aus Nicht-Können und folglich Unsicherheit.

MBSR und Achtsamkeit

Wiederum eine Möglichkeit, den Kopf in den Sand zu stecken, ist die Beschäftigung mit der eigenen Achtsamkeit. Jon Kubat-Zinn, ein amerikanischer Molekuarbiologe, hat in den 70er Jahren das Programm MBSR (Mindfulness based stress reduction) entwickelt. Er meint, dass durch gezielte Lenkung der Aufmerksamkeit ein positiver Effekt erzielt wird.

Achtsamkeit wird als das bewusste Erleben des Augenblicks definiert. Beobachten wir uns selbst: unsere Gedanken sind ständig in einer Dauerschleife unterwegs, sie kommentieren, werten und interpretieren sofort und permanent. Achtsamkeit bedeutet „im Hier und Jetzt zu sein“, nicht 3 Dinge gleichzeitig zu tun und den Gedanken ein Stop-Schild vor zu halten. In einem MBSR-Training werden Übungen zur Achtsamkeit, meditative Übungen und Elemente aus dem Yoga verbunden.

Das klingt einfach und angenehm, ist es aber nicht. Es ist außerdem schwerlich auf den Arbeitsalltag übertragbar.

Stress, was ist das nun?

Stress ist eine individuelle Reaktion auf eine äußere Situation oder auf eigene Gedanken. Ein Situationsgebäude wird innerlich und äußerlich interpretiert. Die Reaktionen kennt jeder. Der Umgang mit Stress ist individuell, hängt von der persönlichen Strategie ab und davon, ob Methoden im Umgang mit der Situation zur Verfügung stehen. Stress hat auch fast immer eine emotionale und rationale Komponente.

Übrigens: Stress ist nicht per se negativ. Er kann uns auch positiv unterstützen. Gleichwohl,  Dauerstress ist es ein belastender und ungesunder Faktor.

Die Empfehlung

Individuell: Achten Sie im Umgang mit Stress auf eine ausgewogene Balance aus allen vier Aspekten (Abbau, Resilienz, Bewältigung, Vermeidung). Nicht-Beachtung von Faktoren bzw. die Überbetonung einzelner (z.B. Vermeidung) ist ineffizient und führt oftmals nicht zum gewünschten Ergebnis. Massiv unterschätzt werden fast immer die Faktoren Resilienz und Bewältigung.

Als Führungskraft: Hier sind Sie ein Stück weit für das Stressniveau beim Mitarbeiter verantwortlich. Nicht so sehr, wenn es um Stressabbau geht, weil das in der Regel in den persönlichen Lebensbereich eingreift. Dafür umso mehr, wenn es um die Bewältigung geht. Es hängt dann von Ihnen ab, ob der Mitarbeiter das richtige Instrumentarium in der Hand hat: Sie müssen ihn befähigen!

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Die Autorin:

Bettina Sandrock ist Wirtschaftsjuristin und Heilpraktikerin für Psychotherapie und unterstützt als solche auch dort, wo das Leben ’schwierig‘ ist. Ihrer Tätigkeit als Business-Coach voraus gingen viele Jahre als Projektmanagerin bei nationalen und internationalen Unternehmen im Gesundheitswesen. Sie lebt in Dießen am Ammersee.

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